Ein lebhafter Traum / A Vivid Dream

Deutsch / English

In der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober 2016 träumte ich diese sehr lange Science-Fiction Geschichte. Hier ein ungefähres Protokoll:

Abflug

Wir feierten mit Freunden auf einer entlegenen Hütte in den Bergen. Das Haus war an diesem Abend voller Menschen, lauten Gesprächen und rhythmischer Musik. Um Luft zu schnappen und dem Trubel für einen Moment zu entkommen, ging ich nach draußen vor die Hütte. Die Nacht, die uns umgab, war still und dunkel. Mein Blick wanderte über das weit entfernte Lichtermeer im Tal. Ganz weit hinten im Ort sah ich, wie ein Helikopter eine Art Flüssigkeit auf einen Platz niederregnen ließ. Ich wunderte mich. Er war wohl so weit entfernt, dass ich ihn nicht hören konnte. Ein Feuer war nicht zu erkennen.

Ich kehrte zur Feier zurück und vergaß die Situation recht schnell wieder. Etwa zehn Minuten später nahm ich plötzlich einen seltsamen Geruch und weiße, leicht transparente Schwaden in der Luft wahr. Aus Furcht schrie ich eine Warnung und lief vor die Tür. Die Schwaden schienen von einer Flüssigkeit auf dem Boden vor der Hütte auszugehen und waren dort noch dichter. Über der Hütte schwebte eine schwarze, auf der Spitze stehende Pyramide mit abgerundeten Ecken.

Schockiert trat ich die Flucht nach vorne an. Ich lief über den Platz vor der Hütte und schlug dabei Haken, doch das Flugobjekt folgte mir und kam mir schnell näher. Obwohl das geometrisch vollkommen unmöglich war, umschloss es mich am Ende auf seltsame Art vollständig. Ich wurde verschluckt und fühlte mich durch Raum und Zeit transportiert.

Ankunft

„Das ist meine Schwester.“

Ich höre seine Stimme, sehe aber nur einen Baum.

„Sie sieht aus wie ihre Umgebung.“

Er legt seine Hand an die weiche Rinde des Baums und ruft nach ihr. Ein Stück davon entfernt löst sich eine Gestalt durch eine leichte Drehung sichtbar aus dem Baum.

„Wir haben in der Zukunft die Virtuelle Realität in die Realität ausgelagert.“ erklärt er. „Denn es ist viel interessanter, Dinge real zu erleben, als nur simuliert. Der Begriff virtuell ist insofern veraltet. Trotzdem muss jemand dafür sorgen, dass dabei nichts schief geht. Da du aus der alten Zeit kommst, fällt dir bei uns die Rolle eines Kontrolleurs zu.“

Sie händigen mir einige Zeitschriften aus, damit ich mich über die neue Zeit informieren kann. Ich lese von Überbevölkerung und Enge. Musik gibt es immer noch, menschliche Unterhaltung gestaltet sich aber insgesamt anders. Man verleiht seinen Körper an andere Menschen, die darin für einen Moment leben können. Um Geld zu verdienen, kann man auch Teile des Geistes vermieten. Zeitlebens über einen Körper zu verfügen gehört aber noch immer zu einem der menschlichen Grundrechte. Die meisten Menschen verleihen ihren Körper wohl zum Singen und Tanzen für andere.

Teilen

Ich befinde mich in einer stimmungsvoll beleuchteten Höhle unter der Erde und überall um mich herum sind Menschen, die feiern. Ich begegne dem berühmtesten Sänger der Zeit, der seit dreißig Jahren ein und dasselbe Lied singt, da es Leute hören wollen, obwohl er es selbst nicht mehr hören kann. Er zieht seine Perücke vom Kopf, blickt mich auf eine seltsame, fast müde Art und Weise an und fragt mich, ob mit seiner Konzession alles in Ordnung sei.

Ich nicke ihm zu und schließe mich wieder dem Strom der Feiernden an. Die Menge teilt sich an einem Schrein der Körperlichkeit, in dem viele Figuren als eine Art Relief zu sehen sind. Sie wirken flexibel und fast wie aus Knetmasse. Eine der Figuren löst sich aus ihrem Versteck im Verbund und bietet mir einen Cookie an. Ich lehne dankend ab.

Links von mir reagiert jemand auf die Frage. Er möchte seine Zahnbürste eintauschen. Tauschhandel und das Teilen von Gegenständen ist in der Zukunft wieder wichtig. Alles, selbst grüne Nanozahnbürsten mit Pflegepyramide an der Spitze, können geteilt werden. Cookies selbst sind äußerst wichtig. Sie haben verschiedene Formen und sehen manchmal selbst aus wie kleine Figuren. Man kann sie essen, sie sind nahrhaft, aber man nimmt auch die in den kleinen Figürchen enthaltenen Informationen in sich auf und integriert sie.

Das Alter einer Person, so erfahre ich, berechnet sich in dieser Zeit nach dem Durchschnitt des Alters aller Körperteile. Diese werden wenn nötig nachgezüchtet. Ein Pärchen, dem ich begegne, ist zum Beispiel erst sieben Jahre alt, obwohl beide aussehen wie zwanzig. Ich muss daran denken, wie alt ich im Vergleich wohl bin, auch weil ich mir durch meinen Beruf am Ende nicht so viel leisten können werde.

Terminals

Inzwischen bin ich in einer größeren Höhle angekommen und gehe auf eine der Hauptattraktionen des Abends zu, einer Frau, die mithilfe eines sogenannten Terminals Kunst aus realen Versatzstücken der Kunst von anderen macht. Terminals dienen der Umwandlung von virtueller Realität in Realität und umgekehrt. Als Antrieb jedes Terminals dient ein kleines schwarzes Loch, das ein Nachfolger der Quantencomputer ist. Während mit Quantencomputern nur Berechnungen zwischen Realitäten möglich waren, dient das schwarze Loch der eigentlichen Umwandlung ineinander.

Ein Terminal sieht in etwa aus wie ein großer, schwarzer Spielecomputer. Es ist dreieckig und oben flach, vorne gibt es eine Öffnung zur Ein- und Ausgabe. Ihr Terminal steht in der Mitte des Raumes, wirkt fast wie ein Altar und ist von oben hell beleuchtet. Wenn sie spricht, bemerkt man, dass auch ihre Sprache aus. Versatzstücken. anderer. Sprachen. besteht.

In der Zukunft gilt der Austausch von Sprache, ähnlich wie der Austausch von Realitäten, als potentiell gefährlich. Dafür gibt es die Medienpolizei, die unerlaubte Inhalte sucht, also solche Inhalte, die für die Gesundheit der Gesellschaft insgesamt schädlich sein könnten. Was man in Zeitschriften liest, sind Informationsdrogen. Sie sind je nach Wirkung auf das Gehirn reglementiert und werden von der Medienpolizei kontrolliert. Illegal sind Inhalte, die für das Zusammenleben gefährlich sind. Durch Informationen high zu werden ist also nur bedingt erlaubt.

Wenn jeder ein Terminal mit einem schwarzem Loch besitzt, muss man offensichtlich etwas vorsichtiger sein, dass es allen gut geht.

Mit diesem Gedanken wache ich auf…

On the night of October 24-25, 2016, I dreamed this very long science fiction story. Here is a rough transcript:

Departure

We were celebrating with friends at a remote hut in the mountains. That evening, the house was full of people, loud conversations and rhythmic music. To catch some air and get away from it all for a moment, I stepped outside the hut. The night surrounding us was silent and dark. My gaze wandered over the distant sea of lights in the valley. Far back in the village, I saw a helicopter spraying some kind of liquid onto a public square. I was puzzled. It seemed to be so far away that I couldn’t even hear it. There was no sign of a fire.

I returned to the party and soon forgot about the situation. About ten minutes later, I suddenly noticed a strange smell and white, slightly transparent clouds in the air. Out of fear, I cried a warning and ran outside the door. The clouds seemed to emanate from a liquid on the ground in front of the hut and were even thicker there. Above the hut hovered a black pyramid with rounded corners standing on its top.

Shocked, I fled forwards. I ran across the square in front of the hut in a zig zag course, but the flying object followed and quickly closed in on me. This was geometrically impossible but in the end, it completely enveloped me in a strange way. I was swallowed up and felt transported through space and time.

Arrival

“That’s my sister.”

I hear his voice, but all I see is a tree.

“She looks like her surroundings.”

He puts his hand on the soft bark of the tree and calls out to her. With a slight twist, a figure visibly detaches itself from the tree a bit further away.

“We have outsourced virtual reality to reality in the future,” he explains. “Because it’s much more interesting to experience things in real life than just simulate them. The term virtual is therefore outdated. Nevertheless, someone has to make sure that nothing goes wrong. Since you come from the old days, you take the role of a controller here.”

They hand me some magazines so I can read up on the new era. I read about overpopulation and confinement. Music does still exist, but human entertainment is different overall. You lend your body to other people who can live in it for a moment. You can also rent out parts of your mind to earn money. However, having a body for life is still one of the basic human rights. Most people sem to lend their bodies to others for singing and dancing.

Sharing

I find myself in an atmospherically lit underground cave and all around me people are celebrating. I meet the most famous singer of the time, who has been singing the same song for thirty years because people want to hear it, even though he can no longer hear it himself. He pulls the wig off his head, looks at me in a strange, almost tired way and asks me if everything is all right with his license.

I nod to him and rejoin the stream of revelers. The crowd parts at a shrine dedicated to physicality, in which many figures can be seen as a kind of relief. They look flexible and almost like modeling clay. One of the figures peels away from its hiding place in the compound and offers me a cookie. I kindly decline.

To my left, someone responds to the question. He wants to swap his toothbrush. Countertrading and sharing objects will be important again in the future. Everything, even green nano toothbrushes with a care pyramid at the top, can be shared. Cookies themselves are extremely important. They have different shapes and sometimes even look like little figures. You can eat them, they are nutritious, but you also incorporate and integrate the information contained in the little figurines.

I learn that a person’s age at this time is calculated according to the average age of all body parts. They are regrown if necessary. One couple that I meet, for example, are only seven years old although they both look like they are in their twenties. I have to think about how old I am in comparison, partly because, due to my job, I won’t be able to afford that much in the end.

Terminals

Meanwhile, I have arrived in a larger cave and walk towards one of the main attractions of the evening, a woman who uses a so-called terminal to make art from real set pieces of other people’s art. Terminals are used to convert virtual reality into reality and vice versa. Each terminal is powered by a small black hole, which is a successor to quantum computers. While quantum computers were only able to perform calculations between realities, the black hole is used for the actual conversion of one into the other.

A terminal almost looks like a big black gaming computer. It is triangular and flat at the top, with an opening for input and output at the front side. Her terminal stands in the middle of the room, brightly lit from above and almost looking like an altar. When she speaks, you notice that her language is also made up of. set pieces. of. other. languages.

In the future, the exchange of language, like the exchange of realities, is considered to be potentially dangerous. This is why the media police are on the lookout for unauthorized content, i.e. content that could be harmful to the health of society as a whole. Whatever you read in magazines are information drugs. They are regulated according to their effect on the brain and are controlled by the media police. Content that is dangerous for coexistence is illegal. Getting high on information is therefore only permitted to a limited extent.

If everyone owns a terminal with a black hole, you obviously have to be a bit more careful that everybody is alright.

With this thought, I wake up…

A liquid vortex from 2001, based on a hydrodynamic simulation