Eine große Wand wird von virtuellen Flammen erleuchtet. Die Besucher können Bilder von ihrem privaten Handy zu dieser Feuerinstallation übertragen. Die Bilder erscheinen auf der Projektion, fangen dann Feuer und verbrennen unwiederbringlich. Auch auf dem Handy werden die übertragenen Bilder gelöscht und gehen somit vollständig verloren.
hintergrund
Wir fotografieren Bilder inzwischen fast ausschließlich digital. Und Datenspeicher sind so billig geworden, dass wir eher dazu tendieren, selbst angefertigte Bilder zu horten statt sie sorgfältig auszusortieren. Manche unserer privaten Bilder laden wir sogar in öffentliche Netze hoch, wo sie von vielen gesehen werden können und potenziell nie wieder vergessen werden.
Neben der Tatsache, dass wir anderen dadurch ermöglichen, an unserem Leben teilzuhaben, werden private Bilder und Texte von Dritten durch digitale Algorithmen zunehmend nach verwertbaren Informationen durchsucht.
Entgegen der Sammelwut privater Daten durch uns selbst und durch Anbieter sogenannter sozialer Netze möchte ich die Lust am digitalen Vergessen und am persönlichen Erinnern anregen. Ich möchte mit diesem Wall aus digitalem Feuer der Vergänglichkeit, dem fortwährenden Abschied vom Hier und Jetzt, und dem persönlichen Gedächtnis eine Chance geben.
Der Begriff Feuerwall entspricht dabei nicht dem englischen Begriff Firewall (deutsch: Brandschutzmauer). Ich beziehe mich stattdessen auf die militärische Vorgehensweise, eine undurchdringliche Mauer aus Feuer zwischen sich und dem Gegner zu entfachen, so dass das Terrain unpassierbar wird. In diesem Sinne rufe ich dazu auf:
Verweigert Euch an dieser Stelle den Algorithmen, die zunehmend versuchen, unser Verhalten zu analysieren. Übergebt Eure Daten den digitalen Flammen, damit sie anschließend in Euch geborgen bleiben und nicht seziert auf dem Gabentisch jetziger und zukünftiger Datenjäger und -stalker landen.
App des Projekts: feuerwall.net
Diese Arbeit war anlässlich der fünften lichtsicht Projektions-Biennale in Bad Rothenfelde vom 18. September 2015 bis 7. Februar 2016 zu sehen. Die Arbeit wurde zum 10-Jährigen Jubiläums der lichtsicht Biennale 2017/18 wieder gezeigt.
http://www.lichtsicht-biennale.de/
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kurze externe Dokumentation über die Arbeit (erste Häfte des Videos)